Die beeindruckende Landschaft rund um Nevşehir entstand vor mehr als drei Millionen Jahren, als nach gigantischen Ausbrüchen mehrerer Vulkane die ganze Hochebene mit
Tuff bedeckt wurde, einer Mischung aus Lava, Schlamm und Asche. Über Jahrtausende hinweg haben Wind und Regen
daraus eine bizarr anmutende Landschaft aus Felsformationen geschaffen, die in den verschiedensten Farbtönen leuchten. In dieser fremdartig und deshalb so faszinierend wirkenden
Tufflandschaft entstanden seit dem 4. Jahrhundert zahlreiche Höhlenklöster und sogar ganze unterirdische Städte, von denen einige beliebte Ziele von Touristen sind, zum Beispiel Derinkuyu. Heute gehört das Gebiet zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Nevşehir ist die Hauptstadt der gleichnamigen türkischen Provinz und liegt im Herzen der zentralanatolischen Landschaft Kappadokien, deren Name so viel wie „Land der schönen Pferde„ bedeutet. Die geschichtlichen Wurzeln der Provinzhauptstadt reichen bin in die vorchristliche Zeit um 3000 v. Chr., als Assyrer und Hethiter die ersten Hochkulturen waren, die das Gebiet besiedelten. Die ältesten Besiedlungsspuren, die man bisher entdecken konnte, stammen sogar aus der Zeit um 8000 v. Chr.
Später lebten unter anderem Perser, Frygier, Lydier und Römer an dem Ort, bis er im Jahre 1031 von den Turkmenen übernommen wurde. Damit begann die Islamisierung des Reiches. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde Nevşehir in das Osmanische Reich eingegliedert. Zu jener Zeit hieß der Ort noch Muşkara. Er war kaum mehr als ein Dorf, das aus ein paar Häusern bestand. Erst als der Großwesir und Schwiegersohn von Sultan Ahmet III., Damat Ibrahim Pascha, der hier geboren worden war, seine Garnison nach Muşkara verlegte, gelangte der Ort zu Bedeutung. Ibrahim Pascha ließ aus dem ursprünglichen Dorf eine prächtige Stadt mit Moscheen, Bädern, Karawansereien und Brunnen entstehen. Zur Befestigung wurde die Burg Nevsehir Kalesi am höchsten Punkt des alten Kerns, die von Seldschuken im 12. Jahrhundert errichtet worden war, restauriert. Der Großwesir benannte Muşkara schließlich um in Nevşehir.
Der Name stammt aus dem Persischen. Er bedeutet „Neustadt„ und leitet sich aus den persischen Begriffen „Nau„ und „Schahr„ ab. Hiervon leitet sich auch Ibrahim Paschas Beiname Nevşehirli ab. Im Jahre 1724 ließ Ibrahim Pascha die Kursunlu Camii erbauen, das größte Bauwerk, das unter seiner Regie entstand. Die nach ihm benannte Ibrahim-Pascha-Moschee ist auch heute noch eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Zu den bedeutendsten Bauwerken aus jener Zeit gehört auch die Kurşunlu Külliye, ein Komplex mit Moschee, Hospital, Bibliothek und Medrese, der im Jahre 1720 entstand. Seit 1967 beherbergt er das Damit Ibrahim Pasa Museum, das auf Initiative des damaligen Direktors der Zentralbibliothek, Hamit Özalp, gegründet worden war. In dem Museum werden archäologische und ethnografische Exponate aus der Umgebung gesammelt und ausgestellt. Zu den Ausstellungsstücken gehören unzählige Münzen, Siegel und handgeschriebene Bücher.
Nevşehir wurde im Jahre 1954 Provinzhauptstadt. Heute leben hier etwa 81.000 Menschen. Die Stadt pflegt unter anderem seit 2000 eine enge Freundschaft mit der deutschen Stadt Pforzheim, mit der sie Ende 2007 die Städte-Partnerschaftsvereinbarung abgeschlossen hat.